Am Freitag, dem 04.11.2011, um 11.00 Uhr Ortszeit verließen die sechs Freiwilligen der Mission "Mars 500" die Raumkapsel in der Nähe von Moskau (am IBMP, einem biomedizinischen Institut), in der sie eine Marsreise simuliert hatten. Der 31-jährige französische Ingenieur Romain Charles, der 32-jährige russische Chirurg Suchrob Kamolow, seine 38 und 33 Jahre alten Landsleute Alexei Sitjew (Ingenieur) und Alexander Smolejewski (Arzt), Diego Urbina aus Italien (Ingenieur, 27) sowie der ebenfalls 27-jährige chinesische Taikonautenausbilder Wang Yue haben sich seit dem 3. Juni 2010 so gut vertragen, dass die von allen Seiten gestellte Frage: "Geht es?" mit einem klaren "Ja" beantwortet werden konnte. Ja, man kann Menschen für anderthalb Jahre auf engstem Raum einsperren.
Durchführung und Vorläuferprojekte
Das Ergebnis musste nicht selbstverständlich erwartet werden, denn bei einem Vorläuferprojekt war es zu einer blutigen Prügelei gekommen. Im selben russischen Forschungsinstitut waren schon von 1999 bis 2000 ähnliche Experimente mit 240 Tagen Aufenthalt und sich abwechselnden, ebenfalls international gemischten Gruppen durchgeführt worden. Zwei Russen waren dabei gewaltsam in Streit geraten, ein dritter Russe hatte ebenfalls gewaltsam versucht, eine kanadische Teilnehmerin zu küssen. Man bezweifelte daraufhin die Fähigkeit von Personengruppen, sich unter derart extremen Bedingungen angepasst zu verhalten. Wenn es jedoch zu einem Flug zum Mars kommt, was bis Mitte des 21. Jahrhunderts erwartet wird, werden die beteiligten Astronauten/Kosmonauten/Taikonauten eben diesen Bedingungen ausgesetzt sein. Dabei können zwei Bedingungen gar nicht wirklich simuliert werden: die Schwerelosigkeit und der psychische Druck, wirklich von der Erde getrennt zu sein und nicht im Notfall die Kapsel verlassen zu können.
Die Teilnehmer hielten sich an strenge Pläne, führten Experimente durch und überwachten Hirn- und Körperfunktionen. Der Funk- und Mailverkehr nach außen wurde mit 20-minütiger Verzögerung gesendet und empfangen, wie es auf dem Flug zum Mars auch Realität sein wird. Jeder der Teilnehmer wurde übrigens mit knapp 100.000 Dollar entlohnt, die gesamte Mission kostete etwa 15 Millionen Dollar. Experten sind sich jedoch einig, dass das Experiment zwar notwendig war, aber der Ernstfall tatsächlich erst im All stattfindet.